Schlussbewertung des Schultests in der Braunschweiger Zeitung am 11. Mai 2010 durch die schulpolitische Sprecherin der CDU-Ratsfraktion, Anke Kaphammel

„Vorab möchte ich festhalten, dass die aufgeworfene Frage nur frei von jeglicher Ideologisierung Ziel führend diskutiert werden kann. Nach Auswertung der Ergebnisse des Schultestes kann es im Hinblick auf das mehrfach gegliederte und integrative Schulsystem nicht um ein „entweder - oder“ gehen, was der Test oberflächlich betrachtet vielleicht nahe legt, sondern vielmehr um ein „sowohl - als auch“. Falsch wäre als Schlussfolgerung die grundsätzliche Infragestellung eines der beiden Schulsysteme, zumal Schüler der Förderschulen, Fachgymnasien und berufsbildenden Schulen im integrativen Schulsystem keine Berücksichtigung erfahren. Je heterogener die Schullandschaft, desto sicherer kann die richtige Beschulung des Einzelnen gewährleistet werden.
Das Ergebnis des nicht repräsentativen Schultestes der BZ überrascht nicht. Die Zufriedenheit im integrierten System liegt bei Schülern, Lehrern und Eltern durchschnittlich bei einer 2,7, im gegliederten Schulwesen bei einer 3,0. Dazu muss man wissen, dass unter dem rot/grünen Landesgesetzgeber über Jahre die IGS zu Lasten des gegliederten Systems im Hinblick auf das Ganztagsangebot, Lehrerstunden, Schulpsychologen- und Sozialarbeiterstellen und Klassengrößen privilegiert wurde. Unterschiedliche Ausgangssituationen haben daher zwangsläufig zu dieser unterschiedlichen Bewertung geführt.
 
Um die gleiche Zufriedenheit im mehrfach gegliederten Schulsystem zu erreichen, kann die politische Konsequenz nur sein, weiter daran zu arbeiten, die gleichen Rahmenbedingungen bzw. Ausgangssituationen zu schaffen. Konkret, neben einer hohen Durchlässigkeit und berufsvorbereitenden und praxisorientierten Maßnahmen innerhalb des Schulalltages, muss die finanzielle Investition angepasst werden. Erst dann ist eine realistische Vergleichbarkeit der Schulsysteme gegeben.
 
Als kommunaler Schulträger beheben wir seit 2002 mit unserem Schulsanierungsprogramm in Höhe von fast 150 Mio. € bis 2013 kontinuierlich den bis 2001 angehäuften Sanierungsstau und die energetischen Defizite, und zwar unabhängig vom Schultyp. Außerdem sind wir dabei, mit horrendem finanziellen Aufwand die Ganztagsangebote und das Angebot der offenen Ganztagsgrundschulen auszuweiten.

Abschließend lässt sich festhalten, dass das politische Credo für zufriedene Schüler, Lehrer und Eltern letztlich nur die differenzierte individuelle Beschulung des Einzelnen unter dem Motto „fördern und fordern“ sein kann, ermöglicht sowohl im gegliederten, integrativen als auch privaten System.
 
Eine Zukunftsvision über die Schullandschaft im Jahr 2030 lässt sich aufgrund der demographischen Entwicklung, zunehmenden Anteil von Migrantenkindern, sich verändernden Anforderungen an Bildung und vieler anderer Faktoren kaum prognostizieren. Es wird immer Schüler mit unterschiedlichen Talenten und Lernvermögen geben, die unterschiedlich gefördert und beschult werden müssen. In welcher Form auch immer, es sollte deshalb auch in der Zukunft ein „sowohl - als auch“ geben.