Wir wollen ein kommunales Konzept gegen Einsamkeit

Zahl der Ein-Personen-Haushalte liegt bei rund 50 Prozent – Senioren, Kinder, Jugendliche und Alleinstehende zunehmend sozial isoliert – Initiativen mit gesellschaftlichen Gruppen entwickeln

Das „Deutschland Barometer Depression 2023“, bei dem 25 Prozent der Erwachsenen angaben, sich sehr einsam zu fühlen, hat es noch einmal deutlich unterstrichen: Soziale Isolation zählt zu den herausforderndsten gesellschaftlichen Problemen unserer Zeit. Sowohl auf Bundes- wie auf Landesebene gibt es bereits präventive Konzepte. Wir bringen jetzt ergänzend zur nächsten Ratssitzung am 5. November einen Antrag für eine lokale Strategie gegen Einsamkeit in Braunschweig ein. Erstmals wird der Antrag im Ausschuss für Soziales und Gesundheit am 26. September beraten.

„Unser Vorschlag ist es zuallererst, ein Dialogforum ‚Einsamkeit‘ analog zum bereits durchgeführten Dialogforum ‚Demenz‘ einzuberufen, am besten gleich Anfang nächsten Jahres. Beteiligt werden müssen möglichst viele gesellschaftliche Gruppen wie Wohlfahrtsverbände, Sozialverbände, Vereine, auch das Jugendparlament und der Seniorenrat. Es gilt gerade lokal konkrete und lebensnahe Initiativen zu entwickeln und dauerhaft zu etablieren“, erläutert unser sozialpolitischer Sprecher Thorsten Wendt. Denn Einsamkeit ist nicht nur ein gesellschaftliches Problem, sondern erhöht auch das Risiko für viele psychische und körperliche Erkrankungen signifikant.

In Braunschweig liegt die Zahl der Ein-Personen-Haushalte bei ungebrochen steigender Tendenz schon bei rund 50 Prozent. Auch wenn manche Weichenstellungen, wie das Seniorenbüro oder die Förderung einiger nachbarschaftlicher Unterstützungssysteme wie das Mehrgenerationenhaus in die richtige Richtung zielen, fehlt in Braunschweig eben eine konzeptionelle und nachhaltige Strategie gegen die wachsenden Gefährdungen durch Einsamkeit, so Wendt. Das wollen wir ändern.

Bis 2023 war die Stadt Braunschweig eine von drei Pilotkommunen für das vom Land Niedersachen geförderte Seniorenprojekt „Präventive Hausbesuche“. Aufgrund des großen Interesses beschloss der Rat, das Programm fortzuführen. „Das ist ein guter Ansatz, aber er reicht nicht, denn neben Senioren leiden auch viele Kinder, Jugendliche oder Alleinstehende unter Einsamkeit und benötigen Hilfe, um aus der sozialen Isolation herauszukommen“, sagt Thorsten Wendt.

In das kommunale Handlungskonzept gegen Einsamkeit sollen die Grundlagen der bundesweiten „Strategie gegen Einsamkeit“ und des dazugehörigen „Kompetenznetzwerkes gegen Einsamkeit“ sowie des entsprechenden Landesprogramms einfließen. Ziel muss sein, vorhandene Akteure, Strukturen und Angebote so zu vernetzen, dass es nicht erforderlich ist, gänzlich neue Strukturen und Zuständigkeiten zu schaffen.