Interview mit Klaus Wendroth

Isabela Lucas, Nicholas Alexander und Felipe Hansen fragen den Vorsitzenden der CDU-Fraktion

In der Woche vom  27. November bis zum 1. Dezember haben Isabela Lucas, Nicholas Alexander und Felipe Hansen, Schüler der Deutschen Schule Corcovado in Rio de Janeiro, ein Schülerpraktikum bei der CDU-Ratsfraktion Braunschweig gemacht.
Im Rahmen dieses Praktikums haben sie u.a. an der Fraktionssitzung, einem Pressegespräch und der Sitzung des Finanz- und Personalausschusses teilgenommen. Zu ihren Aufgaben gehörte es auch ein Interview mit Klaus Wendroth zu führen. Dieses veröffentlichen wir hier ungekürzt:
Felipe Hansen, Isabela Lucas und Nicholas Alexander (v.l.) haben ein Schülerpraktikum bei der CDU-Ratsfraktion Braunschweig gemacht und dabei auch ein Interview mit Klaus Wendroth geführtFelipe Hansen, Isabela Lucas und Nicholas Alexander (v.l.) haben ein Schülerpraktikum bei der CDU-Ratsfraktion Braunschweig gemacht und dabei auch ein Interview mit Klaus Wendroth geführt
1. Warum engagieren Sie sich politisch?
 
Ich komme ursprünglich aus dem Sport. Einiges im Bereich des Sports in der Stadt Braunschweig hat mir damals nicht so gut gefallen. Ich wollte also, dass die Vereine in Braunschweig mehr Möglichkeiten und eine Stimme in der Politik haben. Das hat mich angetrieben in die Kommunalpolitik zu gehen.
 
 
2. Glauben Sie, dass Sportprojekte immer noch eine hohe Priorität haben, obwohl gespart werden muss?
 
Es hat sicherlich noch eine Priorität, wenn auch nicht die höchste. Wir sind in der Stadt Braunschweig in vielen Bereiche – wie etwa beim Sport – schon heute gut ausgestattet. Es ist aber wichtig, gerade in der Bildung noch mehr zu machen, obwohl wir da auch schon extrem weit sind.
 
 
3. Sie haben gestern gesagt, dass die Verwaltung modernisiert werden muss: Wie sollte das Ihrer Meinung gemacht werden?
 
Bei der Digitalisierung gibt es leider noch großen Aufholbedarf. Ihr seht das doch bei euch selber: ihr seid alle vernetzt heute, alles wird nur noch per E-Mail und per Internet gemacht. Wenn man dagegen bei uns in Braunschweig beispielsweise ein Haus bauen möchte, dann muss alles per Papier und am besten in dreifacher Ausfertigung eingereicht werden. Das geht dann an die erste Stelle, wird dort eingescannt, an nächster Stelle wieder ausgedruckt, zum Nächsten geschickt und er bearbeitet das weiter. In der heutigen Zeit kann es so einfach sein, auf elektronischem Wege seine Anträge zu stellen. Auch bei der Stadt Braunschweig ginge es viel schneller – und damit spart man Ressourcen. Durch eine Modernisierung der Verwaltung können wir sehr viel Geld sparen und auch Ressourcen, die dann eben für andere Sachen zur Verfügung stehen.
 
 
4. Warum glauben Sie, dass die SPD das nicht so sieht?
 
Das frage ich mich auch. Zumal wir vor einem Jahr bereits einen Grundsatzbeschluss gefasst haben, dass wir das strukturelle Defizit angehen wollen. Wir wollen niemandem etwas wegnehmen. Jedenfalls nicht, wenn er es wirklich benötigt. Aber wir möchten, dass alle Aufgaben ständig überprüft werden. Wir sind dieser Meinung und die große Mehrheit des Rates hat das damals auch so gesehen. Wir wollen das jetzt nur noch einmal bekräftigen und wollen das wirklich mit Nachdruck machen. Denn gerade nachdem uns der Haushaltsplan vorgelegt wurde und die Verwaltung mit einem Defizit von rund 30 Millionen Euro für das Jahr 2018 plant, besteht großer Handlungsbedarf. Dann haben wir gesagt: Auf die Schnelle können wir die Sachen, die die Verwaltung eingestellt hat, nicht ändern. Aber wir müssen sehen, wo wir ein Sparpotenzial haben.
 
 
5. Sie haben gestern beim Pressegespräch gesagt, dass Sie prüfen wollen, ob der Staat sich noch alle Ausgaben leisten kann. Sie haben als Beispiel die Ganztagschulen genannt. Finden Sie, dass Ganztagschulen eines dieser Dinge sind, die sich der Staat nicht mehr leisten kann?
 
Nein, um Gottes Willen, natürlich nicht! Leider war die Bemerkung missverständlich und wurde auch schnell verkürzt zu „Die CDU will die Ganztagschulen abschaffen!“ Doch genau das Gegenteil ist richtig: Ganztagschulen sind sehr, sehr wichtig! Denn es gibt viele Familien, bei denen sowohl die Frau als auch der Mann arbeiten und deshalb eine verlässliche Betreuung bis in den späten Nachmittag brauchen. Deswegen sind Ganztagsschulen für uns so wichtig. Wir haben hier in Braunschweig aber Standards, die besonders teuer sind. Ganztagsschulen gibt es in ganz Deutschland, aber bei uns haben wir den so genannten „Braunschweiger Standard“. Wir wollen quasi goldene Wasserhähne. Bei der derzeitigen finanziellen Lage, also mit einem Minus von 30 Millionen Euro im Haushalt, muss man sich also wirklich überlegen, ob das immer so sein muss. Bei der einen oder anderen Sache gibt es bestimmt auch eine einfache Lösung, die genauso sinnvoll, praktikabel und deshalb ausreichend ist. Und darum wollen wir von der Verwaltung ein gutes Konzept.

6. Haben Sie Angst, dass es durch die momentanen Streitigkeiten mit der SPD zu einem dauerhaften Konflikt zwischen CDU und SPD kommt?
 
Nein, das glaube ich weniger, weil der Streit um die beste Lösung auch zur Politik dazu gehört. Jetzt im Haushalt wird das vielleicht für die nächsten zwei, drei Monate so sein, aber bei ganz wichtigen Entscheidungen der Stadt besteht weitestgehend Einigkeit. Das wird keinen bleibenden Schaden hinterlassen.

Danke für das Interview!