Späte Rückkehr zur Vernunft

Stopp des Architektenwettbewerbs für den Neubau nur folgerichtig – Stadt muss transparentes Konzept für die Finanzierung vorlegen

Wir begrüßen die erneute Initiative von Unternehmer Friedrich Knapp, das sogenannte Haus der Musik in dem Gebäudekomplex des ehemaligen Karstadt-Einrichtungshauses am Gewandhaus unterzubringen und die positive Reaktion der Stadt Braunschweig darauf. „Wir freuen uns, dass die Stadt nun doch bereit ist, den von uns schon im vergangen März gemachten Vorschlag, einen der großen Leerstände zu nutzen, anzunehmen, anstatt den bisher von der Stadtverwaltung als alternativlos dargestellten, aber immens teuren Neubau gegenüber dem Hauptbahnhof weiter zu forcieren“, meint unser Fraktionsvorsitzender Thorsten Köster.

Wir hatten der Kombination von Städtischer Musikschule und neuem Konzerthaus stets unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit positiv gegenübergestanden. Und so ist unsere Position auch jetzt zu der neuen Initiative. „Es ist noch zu viel unklar, als dass man jetzt schon Hosianna rufen könnte. Wir erwarten, dass die Verwaltung diesmal ein transparentes Finanzierungsmodell für den Umbau des ehemaligen Kaufhauses vorlegt. Den Ansatz, eine Stiftung zu gründen und weitere Stifter dafür zu finden, halten wir für sinnvoll“, so Köster weiter. Wie auch immer die Lösung letztlich ausfalle, müsse die Stadt die Folgekosten im Griff haben. Das grundsätzliche Einschwenken der Verwaltung auf unsere Position bewertet Köster als inhaltlichen Erfolg für unsere konstruktiv kritische Arbeit.

Als folgerichtig bezeichnet unser kulturpolitischer Sprecher Gerrit Stühmeier den von Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) verhängten sofortigen Stopp des von Rot-Grün gegen unsere Stimmen durchgesetzten Architektenwettbewerbs für den Standort an Viewegs Garten. Von Anfang an hatten wir angesichts der finanziellen Lage der Stadt mit Rekordschulden in Höhe von rund einer Milliarde Euro einem Neubau ablehnend gegenübergestanden und deswegen eine Bürgerbefragung vorgeschlagen. Es gibt ein großes öffentliches Interesse an den Rahmenbedingungen, hier erwarten wir größtmögliche Transparenz. „Unsere Wahrnehmung ist, dass die Bevölkerung den Standort und auch die Investition von geschätzten 150 Millionen Euro für den Neubau eines Hauses der Musik nicht befürwortet. Deswegen ist die Rückkehr der Stadt zur Vernunft nur zu begrüßen. Das Einschwenken von Oberbürgermeister Kornblum und seiner Stadtverwaltung kommt spät, aber noch nicht zu spät. Schade ist allerdings, dass uns dadurch rund ein Jahr Zeit verlorengegangen ist. Die Kinder und Jugendlichen warten sicherlich schon händeringend auf Neuigkeiten zu ihrer Musikschule, deren Neubau in allen Debatten unser Hauptanliegen war und ist“, sagt Gerrit Stühmeier.

Mit dem Umbau des ehemaligen Karstadt-Einrichtungshauses würde ein großer Leerstand beseitigt und damit für eine dringend erforderliche Belebung der Innenstadt gesorgt. „Unsere Position ist seit langem, dass die Innenstadt durch die Ansiedlung neuer Anziehungspunkte gestärkt werden muss. Es wäre also ein erster wichtiger Schritt für die Neuausrichtung unserer Innenstadt. Angesichts der immer stärkeren Umorientierung vieler Kunden hin zum Internet kann die Innenstadt auf Dauer nicht mehr nur mit Handel und Gastronomie erfolgreich sein. Da braucht es schon mehr, da könnte das Haus der Musik am Gewandhaus eine gute Lösung sein“, so unser Fraktionsvorsitzender Thorsten Köster.